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SS 2019

Lehrmaterialien Sommersemester 2019

Einführung in die Anwendungsfelder der Sprachwissenschaft

Mi. 14.30 bis 16.00 Uhr

Beginn: 10.04.2019 Ende: 10.07.2019

Raum: 26.21, 01.34

Wer Geisteswissenschaften studiert, wird immer wieder mit der Frage nach der Anwendbarkeit und dem Praxisbezug seines Faches konfrontiert. Dieser Herausforderung ist der Optionsbereich Einführung in die Anwendungsfelder der Sprachwissenschaft gewidmet.

Zentrale Themenbereiche und praktische Anwendungen im Einführungsseminar:

1. Professionelles Übersetzen: Zweisprachige Wörterbücher; Audiovisuelles Übersetzen; (on-line-)Übersetzungsprogramme; Übersetzungscomputer. Übersetzungskritik. Sprachwissenschaftliche Erkenntnisse für Übersetzung.

  • praktische Anwendung: Übung mit Untertitelungsprogramm im Medienlabor.

2. Mediales Kommunizieren: Sprache in digitaten und nicht digitalen Medien.

3. Mediengestütztes Arbeiten: Leistungen und Grenzen digitaler Wörterbücher; Leistungen und Grenzen des Internet als Sprachkorpus (Gallica, Suchmaschinen etc.)

4. Forensische Linguistik: Sprachanalyse in juristischem und kriminologischem Zusammenhang

  • praktische Anwendung: Lüge oder nicht? Beurteilung von Zeugenaussagen

Mögliche weitere Themen:

5. Sprachpolitik: Sprachenregelungen (z.B. Orthographiereform, EU), Sprachnormierung, Sprachgesetze, Mehrsprachigkeit, Minderheitensprachen.

6. Sprachkritik: Sprachqualitätsdiskussionen (Wort und Unwort des Jahres; „Sprachverfall")

7. Fremdsprachendidaktik: Wie kann Sprachwissenschaft dabei behilflich sein, eine Sprache besser zu lehren und zu lernen? (Kontrastive Phonetik, Lexikologie und Grammatik; Lernerwörterbücher; moderne Lehrwerke).

  • praktische Anwendung im Medienlabor: Film-Untertitel in der Fremdsprachendidaktik

8. EuroComRom: Lesekompetenz in mehreren romanischen Sprachen

9. Kommunikationsberatung: z.B. für interkulturelle Kontakte, z.B. für Arzt-Patienten-Kontakte.

Diese Einführung kann im BA-Studiengang Romanistik, Kernfach und im integrativen BA-Studiengang Linguistik belegt werden.

Literatur: Karlfried Knapp, 2011. Angewandte Linguistik - Ein Lehrbuch. Tübingen: Francke. [oder frühere Auflagen: 2007, 2002]

Teilnahmevoraussetzungen: Erfolgreicher Abschluss des Basismoduls Sprachwissenschaft und Basiskenntnisse in Sprachwissenschaft

Voraussetzungen für den Erwerb eines Beteiligungsnachweises: Regelmäßige, aktive Teilnahme; Kurzreferat; Portfolio

Materialien:

  • Einen Semesterplan (mit Referenten u. Literaturangaben), sowie Scans zum Download und Hausaufgaben finden Sie im Semesterapparat der ULB

 

Methodenseminar Sprachwissenschaft (Französisch)

Fr. 10.30 bis 12.00 Uhr

Beginn: 05.04.2019  Ende: 12.07.2019

Raum: 25.13, U1.32

Im sprachwissenschaftlichen Methodenseminar erfolgt eine theoretische sowie praktische Einführung in die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens. Die Teilnehmer/innen üben den Umgang mit sprachwissenschaftlichen Texten, die Planung und Erstellung von Referaten und Haus-/Studienarbeiten und erhalten Einblick in grundlegende sprachwissenschaftliche Arbeitstechniken.

Sie lernen unterschiedliche Strategien und Tools der Literaturrecherche sowie verschiedene Online-Ressourcen im Bereich der (romanischen) Sprachwissenschaft kennen und werden im Umgang mit digitalen Korpora geschult. Ausgehend von Fragestellungen, die sich aus den belegten Vertiefungsseminaren ergeben können, werden dann kleinere themenbezogene Teilprojekte realisiert.

Im Methodenseminar erlernen die Teilnehmer/innen somit essentielle Arbeitstechniken, welche die Grundlage der schriftlichen Modulabschlussprüfung im Vertiefungsmodul Sprachwissenschaft bilden.

Voraussetzungen: Erfolgreicher Abschluss des Basismoduls Sprachwissenschaft.

 

 

Syntax, Informationsstruktur und weitere Faktoren der sprachlichen Linearisierung in kontrastiver Perspektive (dt.-frz.)

Fr. 08.30 bis 10.00 Uhr

Beginn: 05.04.2019  Ende: 12.07.2019

Raum: 26.21., 01.33

Original: Le 3 septembre 1893, la Légion d'honneur lui fut décernée pour ses mérites au sein de la fonction publique. (Houellebecq, Soumission 2015: 12)

Übersetzung: Am 3. September 1893 zeichnete ihn die Ehrenlegion für seine Meriten im Staatsdienst aus. (Houellebecq/Cassau/Wilczek, Unterwerfung 2015:9)

Warum wird eine französische Passivform im – angeblich so passivfreundlichen Deutschen – von den Übersetzern aktivisch wiedergegeben? Immerhin wäre es möglich, näher am Original zu bleiben und zu formulieren:

Übersetzungsalternative: Am 3. September 1893 wurde er von der Ehrenlegion für seine Meriten im Staatsdienst ausgezeichnet.

Tatsächlich "klingt" die von den professionellen Translatoren angebotene Lösung "irgendwie" besser. Woran liegt das? Ein Zufall? Oder lässt sich eine generalisierbare, also auch in anderen Fällen gültige Erklärung finden? Möglicherweise stört die deutsche Wortstellung im Passiv ein flüssiges Rezipieren des Satzes?

Im Seminar sollen anhand von Beispielen aus autorisierten Übersetzungen von Sachtexten, literarischen und Comic-Texten Linearisierungsunterschiede im Französischen und Deutschen aufgedeckt und hinsichtlich Syntax, Informationsstruktur, Vergabe der semantischen Rollen beschrieben werden. Der Fokus liegt auf unterschiedlichen Linearisierungspräferenzen, wie sie im Beispiel oben deutlich werden und mitunter überraschen können. Zur Beschreibung werden in erster Linie funktional ausgerichtete Modelle zur Anwendung kommen (etwa das klassische Modell der funktionalen Satzperspektive).

Als Einführungslektüre eignet sich: Christa Dürscheid. 2007. Syntax. Grundlagen und Theorien. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Italiano parlato, italiano scritto, italiano digitato: Italienisch in den Medien

Di. 08.45 bis 10.15 Uhr

Beginn: 02.04.2019  Ende: 09.07.2019

Raum: 24.21., U1.81

 

"Con gli sms la rivincita della scrittura", oder: 'SMS - die Revanche des Schreibens'.

Mit einer gewissen Erleichterung konstatierte vor zehn Jahren der italienische Linguist Michele Cortelazzo bei den italienischen Jugendlichen eine neue Lust am Schreiben. Wer gerne SMS schreibe, so Cortelazzo weiter in dem Interview der Zeitung La Repubblica, sei weit weniger von einer deculturalizzazione bedroht, als jener, der Sprache ausschließlich zum Reden nutze. Ganz offensichtlich ist Sprache nicht immer gleich Sprache. In geschriebener Form, so könnte man Cortelazzo verstehen, scheint Sprache Leistungen zu vollbringen und Funktionen zu übernehmen (etwa die culturalizzazione), die sie in gesprochener Form nicht übernimmt, und umgekehrt. Tatsächlich unterscheidet sich geschriebene Sprache schon formal von gesprochener, so sind z.B. abgebrochene Sätze, wiederholt eingefügte Partikeln wie ma oder insomma und eine eigewillige Syntax in gesprochener Sprache die Regel. Dass in dieser Form keine cultura vermittelt werden kann, erscheint sehr plausibel. Allerdings: gerade medial gestütztes Italienisch - italiano mediatico - ist gekennzeichnet von eben diesen kaum von cultura zeugenden Merkmalen.

Wie genau italiano parlato von italiano scritto abzugrenzen ist, warum überhaupt Unterschiede bestehen und welche Funktionen den unterschiedlichen Merkmalen zugewiesen werden können, wird im Seminar auf der Basis unterschiedlicher theoretischer Modelle zu klären sein. Nicht zuletzt wird schließich das italiano mediatico, das Italienisch in Medien, etwa in sozialen Netzwerken verortet und hinsichtlich seiner Bedeutung für eine culturalizzazione oder eine deculturalizzazione beurteilt werden müssen.

 

Folgende Texte (aus einer Fülle von einschlägigen Publikationen) führen in die Thematik ein:

KRISTINA BEDIJS: Manual of Romance Languages in the Media. Berlin 2017

PETER KOCH: "Italienisch: Gesprochene Sprache und geschriebene Sprache", in: GÜNTER HOLTUS/MICHAEL METZELTIN/CHRISTIAN SCHMITT (ed.), Lexikon der Romanistischen Linguistik, vol. IV, Tübingen 1988, 189-206

ELENA PISTOLESI: Il parlar spedito. L'italiano di chat, e-mail e SMS. Padova 2004

 

Teilnahmevoraussetzungen:

  • Einschreibung im Masterstudiengang Italienisch
  • Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit anspruchsvollen theoretischen und methodologischen Texten
  • Erasmus-Studierende: Deutschkenntnisse mindestens C1, sehr gute Kenntnisse in der Linguistik, Masterstudium an der italienischen Heimatuniverstität

Leistungsnachweis:

Voraussetzung für einen Beteiligungsnachweis ist die aktive Teilnahme am Seminar und ggf. die mündliche Präsentation eines Themas (2 ECTS). Die Modulabschlussprüfung erfolgt in Form einer Hausarbeit (zusätzlich 4-6 ECTS).

Verantwortlichkeit: