Zum Inhalt springenZur Suche springen

Buchvorstellung von Algo tan trivial/Sowas ganz Banales mit Fausto Alzati Fernández

Algo tan trivial/Sowas ganz Banales hat autobiografische Züge und bewahrt den Leser nicht vor den menschlichen Abgründen, in denen der Erzähler seinerzeit zweifelsohne selbst zu versinken drohte. Während das Buch über mehrere Passagen hinweg wie eine philosophische Abhandlung daherkommt, ausführlich den Buddhismus thematisiert oder mithilfe psychoanalytischer Betrachtungsweisen existenziellen Fragestellungen nachgeht, schockiert es einige Seiten weiter mit der unverblümten und schonungslosen Darstellung einer Achterbahnfahrt zwischen Abhängigkeit und Suche nach Sinnhaftigkeit, überrascht es im nächsten Moment mit der äußerst detaillierten Beschreibung von Drogen- und Sex-Exzessen. Alzati nimmt in seinem – wie er selbst sagt – persönlichsten Werk kein Blatt vor den Mund, das lässt sich nicht bestreiten. Hierzu bemerkte der Autor bei der Buchvorstellung, ein sogenanntes Schamgefühl habe er bereits vor langer Zeit abgelegt, weshalb es ihm überhaupt erst möglich gewesen sei, dieses Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Ebendiese ungenierte Offenheit seinerseits und der Arbeitseifer der Übersetzerinnen waren für Fausto Alzati Fernández der maßgebliche Grund für das Gelingen der deutschen Version von Algo tan trivial, da der zwischenmenschliche (E-Mail-)Austausch während des Übersetzungsprozesses in seinen Augen überaus fruchtbar gewesen sei, was die Studierenden bestätigen konnten. 

Als ebenso facettenreich und beeindruckend wie das vorgestellte Buch präsentierte sich der Autor selbst, der die Originalpassagen intonatorisch und rhythmisch in einer derart ergreifenden Weise vortrug, dass die Zuhörer gebannt an seinen Lippen hingen. Man merkte, dass Alzati regelmäßig auf der Bühne steht, um z.B. auf namhaften Poesiefestivals aus seinen Büchern zu rezitieren. Zu den professionellen Tätigkeiten des Autors gehört neben dem Schreiben und Deklamieren interessanterweise auch das Tätowieren seiner Texte und Verse auf menschliche Haut – eine doch eher unkonventionelle Schreib-Kunst, die bewusst eine andere als die herkömmliche Leserschaft anspricht. Alzati betonte diesbezüglich, wie wichtig es ihm sei, dass seine Kunst – in welcher Form auch immer – in die Welt hinausgetragen wird, um sich zu verselbstständigen, zu vervielfachen und in verschiedene (Leser-)Kreise zu gelangen. Umso mehr habe er sich über das Übersetzungsprojekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in Kooperation mit der Universidad Nacional Autónoma de México in Mexiko-Stadt unter der Leitung von Bianca Morales García und über die einmalige Gelegenheit gefreut, sein Buch als zweisprachige Ausgabe (spanisch/deutsch) in Deutschland veröffentlichen zu dürfen.

Die Freude über das gelungene Projekt war ganz auf Seiten der Übersetzerinnen, die bei der Lesung ihre Textpassagen in deutscher Sprache ebenfalls sehr eindrucksvoll präsentierten. Für sie war es an diesem Abend besonders spannend, den Schriftsteller in Person kennenzulernen, mit dessen Werk sie sich über einen längeren Zeitraum so intensiv beschäftigt hatten. Zusammenfassend erwies sich die Veranstaltung im Haus der Universität mit Fausto Alzati Fernández für alle Beteiligten als voller Erfolg und alles andere als "ganz banal", nämlich als erfrischend anders und überaus bereichernd.

(Francisca Alcoba Montoza)

Kategorie/n: Mexico
Verantwortlichkeit: